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Ernst Klein, Vorsitzender des AK Rückblende, Volkmarsen:
Beginn: 20:00 Uhr

Sandsteinschacht mit Resten einer Treppe und Wandfächern

Die Wiederentdeckte Mikwe in Volkmarsen.
Ein Einzigartiger Fund im Jahr 2013
 
Schon vor ca. 30 Jahren habe ich mit den noch vorhandenen mittelalterlichen Kellern und Steinwerken in Volkmarsen beschäftigt. Im Rahmen meiner langjährigen Forschungsarbeit zur Geschichte der Juden konnte ich nachweisen, dass in unserer Stadt schon viel früher als in der Fachliteratur und in der Stadtchronik angegeben einige jüdische Familien ansässig waren.
 
Meine Folgerung daraus war, dass schon lange vor dem bekannten Bau einer Synagoge mit Mikwe in der Zeit um 1827 ein Betraum und eine Mikwe für die jüdische Gemeinde vorhanden gewesen sein muss. Während meiner Nachforschungen in verschiedenen Archiven entdeckte ich, dass das Haus im Steinweg 24 mit dem außergewöhnlich schönen Gewölbekeller aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts noch vor 150 Jahren der jüdischen Familie Hüneberg gehörte.
 
Nach und nach verdichtete sich bei mir die Vermutung, dass genau hier früher vielleicht ein Versammlungsraum und vielleicht sogar ein Ritualbad gewesen sein könnte. In diesem Zusammenhang habe ich auch die mir von der früheren Besitzerin des Hauses vor vielen Jahren erhaltene Information „da war früher noch ein Keller im Keller“ nie vergessen.
 
2013 erteilte mir die Hausbesitzerin die Genehmigung zu Probegrabungen unterhalb des Kellerbodens, Anfang Oktober 2013 begannen wir im Drei-Mann-Team mit den Arbeiten. Nach Aufnahme des in jüngerer Zeit eingebauten Steinpflasters stießen wir zunächst auf Bauschutt, Steine und aufgeschüttetes Erdreich, bis dann die Oberkante eines Gewölbes und im weiteren Verlauf ein bearbeitetes Sandsteinmauerwerk mit zwei eingearbeiteten Ablagefächern sichtbar wurden.
 
Alles deutete darauf hin, dass wir tatsächlich eine alte Mikwe entdeckt hatten. Nach Besichtigung des Grabungsortes durch die Herrn Dr. Buchstab und Dr. Sippel vom Landesamt für Denkmalspflege wurde das Institut für Bauforschung und Dokumentation aus Marburg beauftragt, genaue Untersuchungen vorzunehmen.
 
In Zusammenarbeit mit den Experten konnte dann bis in 300 cm Tiefe die vollständig erhaltene überwölbte Schachtmikwe freigelegt werden.
Im unteren, in den Felsen gehauenen Teil des Tauchbades gefundene Holzteile (vermutlich Wandverkleidungen am Beckenrand) geben nun Aufschluss über das wahrscheinliche Alter der Anlage:
 
Aufgrund der den drochronologischen Untersuchungen können wir davon ausgehen, dass das Eichen- und Buchenholz vor oder um das Jahr 1500 geschlagen wurde. Die Bearbeitung der Sandsteine und ein Bogenportal im Kellerbereich deuten ebenfalls auf eine Zeit um 1500 hin.
 
Somit wäre die freigelegte, in spätmittelalterlicher Bauweise errichtete Schachtmikwe etwa 500 Jahre, vergleichbare Anlagen sind bisher in Hessen nicht bekannt.
 
(Die Mikwe in Friedberg wurde schon um 1260 erbaut, alle anderen bekannten Ritualbäder in Hessen stammen aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert)

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