Familien Wäscher in Roth/Lahn, Hessen
Marcus Wäscher war gebürtiger Ziegenhainer und 1815, also erst nach der westphälischen Zeit, mit Erlaubnis durch ein Cameralreskript zugewandert. Er hatte Sara Höchster geheiratet, mit der er 1817 eine einjährige Tochter hatte. Die beiden bekamen noch zwei weitere Mädchen. Sara war bei der Geburt der ersten Tochter bereits 35 Jahre alt; dies dürfte erklären, warum der Kindersegen hier nicht so reich ausfiel wie bei den anderen Familien.
In der zweiten Generation heiratete in der Familie Wäscher mit ihren drei Mädchen in Roth niemand ein, so dass diese mit dem Tod Regines 1902 erlosch.
Familien Bergenstein in Roth/Lahn, Hessen
Familiengeschichte Bergenstein
Seligmann Bergenstein (*1788) stammte aus Leihgestern im Amt Langgöns, war also wie Herz Stern großherzoglich hessen-darmstädtischer Untertan. Er hatte zunächst als Knecht in Roth gearbeitet und mit Reitz (*1783) ein uneheliches Kind gezeugt. 1807, in der westphälischen Zeit, nutzten sie die neue Freiheit zur Heirat. Die Entlassung aus seinem Untertanenverband hatte er bei dem Cantons-Maire Wegner zu Marburg eingereicht. Mit Reitz hatte er bis 1817 bereits fünf Kinder bekommen. Nun musste er wie Herz Stern seine förmliche Aufnahme in den kurhessischen Untertanenverband beantragen, welche 1818 zunächst abgelehnt, dann aber doch genehmigt wurde . Seligmann und Reitz bekamen insgesamt acht Kinder.
In der zweiten Generation gründeten zwei von Seligmann Bergensteins Söhnen, Josef und Abraham, Familien in Roth. Josef heiratete Ziborah Stern aus Oberweimar und bekam zehn Kinder. cAbraham ehelichte Silpa Grienenbaum aus Hermanstein und bekam mit ihr fünf Kinder. Deren einziger Sohn Kaufmann wanderte 1866 in die USA aus , wonach dieser Zweig der Bergensteins in Roth ausstarb.
In der dritten Generation verzweigte sich die Bergenstein-Familie wieder in Roth. Levi Bergenstein heiratete Goldine Spier aus Merzhausen und bekam mit ihr die Kinder Emma und Josef. Seligmann Bergenstein heiratete Jettchen Buchheim aus ... und hatte den Sohn Julius mit ihr.
Vor allem die vierte Generation mit ihren Kindern war diejenige, die vom NS-Regime in die Emigration getrieben oder in die Ghettos und in die Vernichtungslager deportiert wurde.
Stammbaum Seligmann Bergenstein
Infotafeln
Familie Höchster in Roth/Lahn, Hessen
Familiengeschichte Höchster
Isaac Höchster (*um 1778) und dem Ehemann seiner Schwester Reitz, Seligmann Bergenstein, kam bei ihrer Ansiedlung die bürgerliche Gleichstellung während des Königreichs Westphalen zugute. Von Isaac heißt es, der Vater Meyer sei lediglich mit einem Toleranzschein versehen gewesen und er, „der Sohn[,] während der westphälischen Verfassung recipiert“. Seine Frau Gend Jonas (*um 1783) stammte aus Rabenau oder aus Kesselbach. Mit ihr hatte er 1817 bereits vier Kinder, das älteste acht Jahre alt, so dass seine Eheschließung ins Jahr 1808 oder 1809 fallen dürfte. Insgesamt bekamen sie sieben Kinder, die drei jüngsten verstarben allerdings im Kindesalter.
In der zweiten Generation blieben zwei Söhne im Dorf. Meyer Höchster heiratete 1842 Blümchen Stern, Herz Höchster 1843 deren Schwester Giedel, beide Töchter von Herz Stern. Somit blieben vier von Herz’ Kindern im Dorf wohnen. Der „Newcomer“ Herz Stern knüpfte auf diese Weise Familienbande zu den über die weiblichen Linien bereits miteinander verwandten Familien, wobei er, wie wir noch sehen werden, die reichste Familie für seine Töchter aussuchte. Giedel und Herz Höchster bekamen in ihrer nur knapp neun Jahre währenden Ehe einen Sohn Herz und drei Töchter.Meier und Blümchen wurden sechs Kinder geschenkt. Aus dieser Generation trat jeweils nur ein Sohn das Erbe an, d.h. die Familie verzweigte sich in Roth nicht weiter.
Die Witwe Giedel Höchster heiratete ein zweites Mal, nämlich 1855 Baruch Nathan aus Lohra. Mit ihm bekam sie drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. So begründete sie eine weitere jüdische Familie in Roth. Der jüngere Sohn Abraham heiratete und pflanzte sich in Roth fort.
In der dritten Generation war Herz zunächst mit Thekla Bär aus Griedel verheiratet, mit der er die Kinder Eduard und Mathilde hatte, später mit Clothilde Meyer aus Langgöns, mit der er die Tochter Selma bekam. Isaac Höchster heiratete Settchen Stern aus Hungen; sie hatten drei Kinder, Herz Hermann, Jenny und Bertha.
Vor allem die vierte Generation mit ihren Kindern war diejenige, die vom NS-Regime in die Emigration getrieben oder in die Ghettos und in die Vernichtungslager deportiert wurde.
Stammbaum Isaac Höchster
Infotafeln
Familien Nathan in Roth, Lahn
Familiengeschichte Nathan
Der Ende des 19. Jahrhundert zugezogene Abraham Nathan (*1859) bekam mit Berta Stern (*1857) aus Romrod die fünf Kinder Hermann (1887-1932), Marcus (*1900), Blanka (*1891), Mathilde (*1894) und Gertrude (1897-1943).
Vor allem die nächste Generation mit ihren Kindern war diejenige, die vom NS-Regime in die Emigration getrieben oder in die Ghettos und in die Vernichtungslager deportiert wurde.
Stammbaum Abraham Nathan
Infotafeln
Familien Stern in Roth/Lahn, Hessen
Familiengeschichte Stern
Herz Stern wurde etwa 1791 geboren und verwaiste offenbar früh. Die kinderlose Schwester Scheile seiner Mutter, verheiratet mit Aaron Seligmann in Roth, nahm ihn im Alter von etwa vier Jahren zu sich und zog ihn auf. Nach dem Tod ihres Mannes 1796 nahm Herz sich allmählich ihrer Geschäfte an und führte sie schließlich für sie. Am 1. Februar 1815 schloss er einen Ehekontrakt mit seiner Cousine Miriam Bonfang aus Lohra, Tochter einer weiteren Schwester Scheiles, in dem festgelegt war, dass Scheile sofort nach der Eheschließung ihrem Neffen ihr Wohnhaus nebst Hofraum, dazu ihr Geschäft, allen Hausrat sowie 600 fl Frankfurter Währung übergeben werde, ausgenommen die für sie selbst reservierte untere Stube. Nun beantragte Stern seine Aufnahme als kurhessischer Untertan. Obwohl er seinen langen Aufenthalt in Roth, das beträchtliche Erbe seiner Tante – das bei einer Ablehnung außer Landes gehen würde –, 1100 fl Vermögen aus dem elterlichen Erbe, seinen Ehekontrakt, die Entlassung aus dem Untertanenverband des Großherzogtums und auch das einmütige Votum der Vollversammlung der Gemeinde Roth ins Feld führen konnte, wurde diese zunächst mehrfach abgelehnt, um dann endlich 1818 genehmigt zu werden. Herz Stern hatte Miriam Bonfang inzwischen geheiratet und auch bereits eine Tochter gezeugt, die nach seiner Mutter Hennel benannt war.
Miriam schenkte der stattlichen Zahl von neun Kindern das Leben – zwei Söhnen und sieben Töchtern, von denen zwei Mädchen im Kindesalter verstarben.
In der zweiten Generation gründeten beide Söhne Herz Sterns, Haune und Bonfang, in Roth mit den Schwestern Adelheid und Malchen Wetzstein aus Treis/Lumda Familien. Sie heirateten 1855 bzw. 1857. Sie bekamen sechs Kinder, von denen ein Sohn im Säuglingsalter starb. Adelheid und Haune hatten damit nur einen überlebenden Sohn Herz, der mit vier Schwestern aufwuchs. Dieser ging als Herz II in die Annalen ein. Malchen und Bonfang hatten vier Kinder; auch ihnen starb ein Sohn im Kindesalter. Die Söhne Herz und Mannes gründeten in Roth Familien, wobei Herz als der ältere als Herz I in den Akten geführt wurde.
In der dritten Generation heiratete Herz Stern I 1885 Hilda Bachenheimer aus Fronhausen und bekam mit ihr einen Sohn Berthold und eine Tochter Bertha. Sein Bruder Mannes Stern heiratete 1891 Bertha Rosenbusch aus Borken; ihre gemeinsamen Kinder waren Toni, Hugo und Louis. Herz Stern II heiratete nach 1895 Emma Rothschild aus Angenrod, mit der er die Tochter Selma und den Sohn Hermann bekam.
Vor allem die vierte Generation mit ihren Kindern war diejenige, die vom NS-Regime in die Emigration getrieben oder in die Ghettos und in die Vernichtungslager deportiert wurde.